Ein altes Haus braucht Winterschlaf...

Liebe Hausretter und Solche, die es noch werden wollen,

es ist kalt geworden. Der Wind pfeift durch die zerbrochenen Fenster, die Heizung fehlt schmerzlich, das Dach duckt sich vor drohendem Schneefall und Väterchen Frost schickt sich an, die nass gewordenen Fugen im Mauerwerk zu sprengen. Keine schöne Zeit für ein armes altes Haus.

Dabei waren gerade jetzt im November ungewohnte, ungewöhnliche Bewegungen im Haus zugange, die die gesamte Nachbarschaft bass erstaunten: Menschen gingen ein und aus, Handwerker wurden gesichtet, Licht brannte!!! Inzwischen, ein paar Möbelabwürfe aus hochstockwerkigen Fenstern und ein paar Pinselstriche später, hat sich der Rummel wieder gelegt, Marder, Igel oder was sonst noch eine vorübergehende Herberge mit Jugendstilambiente suchte, dreht sich gemütlich auf die andere Seite und auch die Hauseigentümerin macht sich wieder rar. Fehlende Treppengeländer und weitoffene Fenster lassen allerdings vermuten, dass es drinnen jetzt eher noch schlimmer aussieht als zuvor.

Auch die Leerstandsgruppe hat beschlossen, das Straßenecken-Ökosystem während der kalten Tage nicht mehr wöchentlich zu behelligen. Die Samstagsdemos haben wir bis auf Weiteres eingestellt, was uns aber nicht daran hindert, uns in Sichtweite des Objekts im Warmen zu sammeln und im Amarcord bei heißer Suppe weitere Schritte zu beraten - und manchmal auch Streiche zu ersinnen.

Im Moment ist es uns am Druck auf die Behörden gelegen. Immer noch schallt uns wie anderen Initiativen rund um Zweckentfremdung und Leerstand eine enorme Ignoranz aus den Stuben der höheren Instanzen entgegen, und die entsprechenden Gesetze gegen den Missstand weisen ein Lochmuster wie Omas geklöppelte Weihnachtsdeckchen auf. Es seien ja nur 16 Wohnungen und der Aufwand enorm - doch schräg gegenüber steht noch einmal etwa die gleiche Anzahl Wohnungen leer, und 200 Meter um die Ecke wieder. Alles in allem geht der ungenutzte Bestand in Berlin in die Sechsstelligen, jeder Fall wird wie ein Einzelfall dargestellt, den zu beheben es jeweils vieler Stunden zäher Verhandlungen, Mahnungen, Prozesse bedarf - viel Arbeit für unterbesetzte Behörden.

Daher haben wir uns in letzter Zeit wiederholt mit Wohntischen, der Netzwerkagentur GenerationenWohnen und Initiativen aus anderen Bezirken ausgetauscht und beraten lassen. Demnächst soll das Gesetz zur Zweckentfremdung neu aufgelegt werden, ein Umstand, der uns hoffen lässt, dass Maßnahmen der Zwangsverwaltung durch ein Treuhändermodell leichter durchgesetzt werden können. Die Nachbarschaftsinitiative Friedenau will daher zu einem Kooperationspartner für die öffentliche Hand werden, der die Zwangsverwaltungsmaßnahmen und (hier) Instandsetzungen gemeinschaftlich umsetzen kann. Des weiteren wollen wir überprüfen lassen, ob das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und ein weiteres Verfallenlassen schärfer sanktioniert werden könnte.

Darüber wollen wir auch am kommenden Donnerstag, den 7.12. mit der Senatorin für Stadtentwicklung Lompscher direkt sprechen. Wir sind gespannt, ob und ggf. wie die Senatorin auf unsere konkreten Vorschläge zur Rettung des Hauses reagiert.

Und gleich im Anschluss treffen wir uns wieder im Nachbarschaftsheim Friedenau zu unserem alldreiwöchigen Brainstorm, zu dem Sie alle eingeladen sind! Also gleich vormerken:

7.12. --- 19:00 Uhr --- Nachbarschaftsheim Friedenau --- 1. Stock, Raum 123.

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