Der Verein

Nachbarschaftsinitiative Friedenau e.V.

Anfang April 2016 fand sich eine kleine Gruppe von NachbarInnen zunächst bei nebenan.de und begann, Gedanken auszutauschen über einen großen, leerstehenden Altbau mitten in unserem Kiez, das Eckhaus Stubenrauch-/Odenwaldstraße, im Volksmund auch schon als "Geisterhaus" bekannt. 

Schon beim ersten Treffen war Allen das Ziel klar: Das Haus muss vor weiterem Verfall gerettet und wieder bewohnbar gemacht werden. Es darf kein Spekulationsobjekt werden und letztendlich könnte ein gemeinschaftliches, integratives Hausprojekt entstehen. 

2017 gründeten wir den Verein Nachbarschaftsinitiative Friedenau. Seit nunmehr 7 Jahren treffen wir uns einmal im Monat im Nachbarschaftshaus (während der Pandemie auch digital oder im Garten) und beraten über das weitere Vorgehen, entwickeln Ideen über künstlerische und  politische Aktionen und veranstalten Versammlungen, Konzerte, Informations-Treffen vor der FLORA. Zusammengerechnet kommen wir auf fast 100 Veranstaltungen!!! Auf der politischen Seite können wir unzählige Gespräche mit VertreterInnen im Bezirksamt, Abgeordneten der BVV, SenatorInnen für Stadtentwicklung verbuchen. Außerdem initiierten wir diverse Einwohnerfragen in der BVV und schon 2019 eine sehr erfolgreiche Einwohnerversammlung zum Thema Treuhändereinsatz, auf der wir eine Petition mit über 1.800 Unterschriften übergaben, die dieses Ziel unterstützten. 

Unsere Gruppe besteht überwiegend aus lebenserfahrenen, Frauen, denen sowohl die besondere Architektur des Hauses am Herzen liegt, als auch der soziale Skandal, der mit dem jahrzehntelangen Leerstand zum Himmel schreit. In diesen Zeiten eklatanten Wohnungsmangels ist es niemandem vermittelbar, warum politisch nicht dagegen vorgegangen wird. Und FLORA hat viele Schwestern. Unsere virtuelle Karte der Problemimmobilien in Berlin enthält über 80 Adressen! 

Seit 2014 gibt es das Zweckentfremdungsverbotsgesetz, das vor allem gegen die zunehmende Zahl an Ferienwohnungen angewendet wurde, aber auch den Leerstand von Wohnungen verhindern sollte. Im Dezember 2019 wurde die Eigentümerin der FLORA vom Verwaltungsgericht dazu verurteilt, ihr Haus instand zu setzen. Das OVG ließ keine Berufung zu, also forderte der Bezirk Anfang 2021 sie zu einer sogenannten Rückführung der Wohnungen (auf den Wohnungsmarkt) auf. Da nichts geschah, wurde sie mit Zwangsgeldern belegt, die sie – wie üblich – nicht bezahlte und die inzwischen auf 50.000 Euro aufgelaufen sind. Die Behörde will bis zur Höchstgrenze von 500.000 Euro vollstrecken und hofft, über eine Zwangsversteigerung des Hauses das Problem zu lösen. Da alle bisherigen Versuche von Zwangsversteigerungen (nicht nur der FLORA, sondern auch ihrer anderen Häuser) durch rechtzeitige Zahlung der Schulden gescheitert sind, ist das nach unserer Einschätzung kein erfolgversprechender Weg. Abgesehen davon ist klar, dass das Haus dann an den meistbietenden Investor ginge und eine Luxussanierung mit anschließender Umwandlung in Eigentumswohnungen das absehbare Ergebnis wäre. Für uns eine Horrorvorstellung, gleich nach einem drohenden Abriss.
Ein weiteres politisches Instrument gegen Leerstand ist das Wohnungsaufsichtsgesetz, das im Sommer 2020 novelliert wurde und damit die Einsetzung eines Treuhänders ermöglicht. Unsere Hoffnung war groß, dass Baustadtrat Oltmann, der uns schon Anfang 2020 versichert hatte, er wolle „FLORA zur Blaupause machen“, diesen Plan jetzt zügig umsetzen würde. 

Nach 1 Jahr legte die Eigentümerin eine gutachterliche Stellungnahme vor. Inzwischen hatte es eine Wahl gegeben und Herr Oltmann und Frau Schöttler tauschten die Ämter. Die neue Bezirksstadträtin versprach uns bei einem Gespräch im Mai, es ginge nunmehr eine Anordnung an die Eigentümerin raus, in der sie sehr präzise aufgefordert werde, die Außenhülle des Hauses instand zu setzen. Im November erfuhren wir dann allerdings zu unserem Entsetzen, dass nichts dergleichen passiert war! 

Personalmangel, Rechtsprobleme und Signale aus Senatsebene hätten zu dieser Handlungspause geführt. Immerhin gab es Kontakte zum Senator für Stadtentwicklung. Als sie von unserem Frust erfuhren, nahmen Lars Rauchfuss und Orkan Özdemir (beides SPD-Abgeordnete aus T-S) die Sache in die Hand – und siehe da, ein gemeinsames Treffen von Schöttler und Gaebler ergab endlich das lang geforderte, befriedigende Ergebnis: zwei Problemimmobilien sollen unter Federführung der Senatsebene Pilotprojekte für den Treuhändereinsatz werden – und die FLORA ist eines davon! 

Nun wollen wir die FLORA weiterhin engmaschig begleiten auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Unser Geduldsfaden war sehr lang und ist nicht gerissen! 

Weitere Infos unter leerstand-friedenau.blogspot.de 
Fragen gerne an ni.friedenau(at)gmail.com

Kommentare

  1. Die Schöne Flora steht am 29.09.2020 wieder einmal zum Kauf an.
    https://www.zvg-online.net/1300/1106731923/termin_0008.php
    Bringt euer Kleingeld mit!

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